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In vielen Pfarreien unserer Region wurden am Markustag, 25. April, Bittprozessionen in früherer Zeit abgehalten. So gingen Gläubige betend und singend noch vor Jahrzehnten an diesem Tag aus Hausen und Mainberg in den Nachbarort Schonungen. Erhalten hat sich diese Tradition bis heute in Wettringen. Hier ist es Brauch, am Gedenktag dieses Heiligen in den drei Kilometer entfernten Nachbarort Aidhausen zu wallfahren, wohin gleichzeitig auch Prozessionen aus Happertshausen und Kerbfeld kommen. Nach einer gemeinsamen Messfeier wurde von Mitgliedern der dortigen Kolpingsfamilie Bewirtung angeboten, bei der der sogenannte "Wallweck", in unserer Zeit allerdings mit Bratwurst gefüllt, nicht fehlte.

Zurück geht die Tradition der Markusprozessionen auf einen Brauch in der Stadt Rom. Schon in heidnischer Zeit fanden dort an diesem Tag im Jahr Prozessionen in die Umgebung statt. Flurprozessionen mit Bitte um eine gute Ernte im Frühjahr ließen sich im Zuge der Christianisierung gut in das religiöse Brauchtum einer von der Landwirtschaft geprägten Bevölkerung einfügen. So gilt der Markustag auch als Lostag, um den sich viele Wetterregeln ranken. Als Beispiele seien "Gibt´s an Markus Sonnenschein, so erhält man besten Wein" oder "Leg erst nach St. Markus die Bohnen, er wird´s dir reichlich lohnen" genannt.

Beten für eine gute Ernte

So wird seit vielen Jahrhunderten am Markustag für eine gute Ernte gebetet. "Wir beten um die Bewahrung der Schöpfung und um Segen für jegliche menschliche Arbeit", betont Pfarrer Daigeler. Denn seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962- 1965) sind die in den Gebeten bei Bittprozessionen vorgetragenen Anliegen nicht mehr allein auf das Gedeihen der Feldfrüchte beschränkt. Der Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Stadtlauringen, wozu die Filiale St. Kilian Wettringen gehört, erinnert daran, dass die lateinische Bezeichnung für Bittprozessionen "litaniae" (zu Deutsch: "Flehgebet") lautet. Das kommt daher, dass traditionell Bittgänge mit dem Beten der Allerheiligen-Litanei beginnen. Auch heute begleiten Litaneien mit gleichbleibenden Antworten in meditativer Weise Prozessionen und Wallfahrten.

Für die Dorfbewohner waren früher die Bittprozessionen, die zusätzlich an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt angesetzt sind, auch eine willkommene Gelegenheit, ihr Dorf zu verlassen. Meistens erlaubte dies Verwandtenbesuche, da öfters auch Heiratsverbindungen der Familien in die Nachbarorte bestanden.

Bereits im letzten Jahr musste sich Pfarrer Eugen Daigeler nur in Begleitung einer Mitbeterin auf den Weg nach Aidhausen machen, da damals aufgrund der gesetzlich geltenden Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie die übliche Prozession der Gläubigen, begleitet mit der Kirchenmusikkapelle, nicht möglich war. In diesem Jahr sind die Pfarreimitglieder zum Gottesdienst am Sonntag, 25. April, um 18.30 Uhr in die Pfarrkirche von Aidhausen eingeladen, wo anlässlich des Markustages Pfarrer Eugen Daigeler eine Eucharistiefeier hält. Im Gottesdienst in Franken wird an diesem Tag zum ersten Mal im Jahr der "Wettersegen", eine besondere Form des liturgischen Gebetes um für die Früchte gedeihliches Wetter, gespendet.

Von: Rita Steger-Frühwacht

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