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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 5. Sonntag der Osterzeit B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, auf meinem Nachttisch liegt ein Bronzekreuz, dass wir als Kinder zur Erstkommunion von der Pfarrei geschenkt bekommen haben. Darauf steht ein Satz aus dem heutigen Evangelium: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Das ist ein schönes Bild der Verbundenheit. Nur miteinander kann man leben, nur gemeinsam mit dem Herrn können wir Frucht bringen.

Jesus spricht verständlich, aber auch klar: Wo wir uns von ihm trennen, wird unser Tun und Schaffen unfruchtbar. Das gilt für den einzelnen Christen, das gilt für unsere Gemeinschaft, die Kirche. „Getrennt von mir, könnt ihr nichts vollbringen“, sagt Christus.

Aber wie kommen wir in die Verbindung mit ihm und miteinander? Diese Frage scheint mir wichtig. Schauen wir dazu nochmal in die Erste Lesung. Dort wird von Paulus erzählt. Er hat sich bekehrt. Er will zu Christus und seiner Kirche gehören, aber es ist schwierig für ihn, Anschluss zu finden. In seinem Fall ist es so, dass man ihm nicht traut, weil Paulus nunmal eine Vorgeschichte hat. Er hatte ja die Christen verfolgt und verhaftet. Aber auch heute ist es gar nicht immer einfach, Zugang zu unserer Gemeinschaft zu finden – für jemanden, der fremd, zu Gast oder zugezogen ist, aber auch für jemanden, der vielleicht „aus der Übung“ gekommen ist und wieder zurückfinden möchte...

Wir haben hier unsere festen Gebräuche, unsere festen Plätze, unsere festen Gesprächspartner... Ich will das nicht einfach kritisieren. Wir brauchen Sicherheiten und wir brauchen in einem guten Sinn auch Gewohnheiten. Man kann nicht jeden Tag oder jede Woche sein Leben neu erfinden. Das gilt auch für das geistliche Leben.

Aber schauen wir nochmal in die Apostelgeschichte. Paulus gelingt es dann doch, in Verbindung mit der kirchlichen Gemeinde zu kommen. Wie geschieht das? Jemand aus der Gemeinde, namentlich Barnabas, geht auf ihn zu und vermittelt. Das ist ein wichtiger Dienst. Der Glaube fällt nicht vom Himmel. Er braucht Vermittler. Wir brauchen Menschen, die uns Brücken zur Kirche und damit Brücken zu Christus bauen. Natürlich zuerst in den Familien: Eltern und Großeltern, die vom Glauben erzählen, die mit den Kindern beten, die sie ermutigen, als Christen zu leben. Aber auch in unserem Gemeindeleben und in unserem Gottesdienst brauchen wir Menschen, die einladen, die willkommen heißen, die Verbundenheit stiften. In der „Corona-Zeit“ hatten wir Ordnerdienst. Sie haben dankenswerter Weise praktische Aufgaben übernommen, aber ich fand sie waren auch eine Art „Willkommensdienst“. Ich denke, wir müssen aufmerksam und kreativ bleiben, wie wir Menschen einladen können, wie wir immer wieder aufeinander zugehen können und vor allem dass wir alle gemeinsam uns immer wieder an den Herrn binden. Er ist die Quelle des Lebens und der Freude. Amen.

28.04.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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