logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Taufe des Herrn C

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, es gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, dass er angenommen sein möchte. Für ein Kind ist es eine unschätzbare und unersetzbare Erfahrung, dass es von seinen Eltern angenommen ist. Junge Menschen wenden manchmal große Mühen, modische Erfordernisse oder Zeit für „social media“ auf, um dazu zu gehören – zu einer Gruppe, zu einem bestimmten Kreis. Und Seelsorger, Begleiter und Psychologen werden uns berichten können, wie schwer es manchem Menschen fällt, sich selbst anzunehmen – als der, der er oder sie nun einmal ist, mit bestimmten Eigenschaften, mit Stärken und eben auch mit Schwächen.

Das Fest der Taufe Jesu, das wir heute feiern, birgt die Frohe Botschaft im Evangelium: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“. Freilich gelten diese Worte aus dem Himmel zuerst Jesus, den Johannes im Jordan tauft. Doch das Fest der Taufe des Herrn zählt noch zur weihnachtlichen Zeit. Und Weihnachten feiert das Glaubensbekenntnis: Gott ist Mensch geworden, damit wir zu Gott finden. Gott ist ein Kind geworden, damit wir Kinder Gottes werden. Ja, Jesus hat sich taufen lassen, um es uns „vorzumachen“, damit wir es ihm nachtun.

In unserer Taufe haben wir die Zusage Gottes empfangen: „Du bist mein geliebtes Kind, mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!“ Ja, in der Taufe hat Gott uns angenommen an Kindes Statt. Vielleicht führen wir uns dieses Geschenk des Getauftseins zu selten vor Augen. Das Christsein ist nicht zuerst eine Sammlung von Regeln und Geboten, von Sätzen oder Normen. Es ist die Annahme als Kinder Gottes. „Wir heißen Kinder Gottes und sind es“, hören wir oft als Einleitung zum Gebet, das uns Jesus gelehrt hat, in dem wir Gott „Vater unser“ nennen.

Ihm ist „in dem Volk willkommen, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“, sagt Petrus in der Apostelgeschichte. Alle Menschen sind eingeladen, Kinder Gottes zu werden, unabhängig von ihrer Herkunft, von ihren Fähigkeiten, ihrem Aussehen. So hörten wir es in der Zweiten Lesung. Was für eine Frohe Botschaft! Was für ein Trost, wie es Jesaja ausruft.

Wir werden immer wieder auch die Erfahrung machen, dass wir Ablehnung erfahren, dass wir uns schwer tun, etwas anzunehmen – an uns oder etwas, das uns zugemutet wird. Wie wäre es, wenn wir uns dann jedes Mal an die Zusage Gottes erinnern: Du bist angenommen. Du bist mein Kind.

Manche Menschen nehmen dazu das Weihwasser, das ja stets an die Taufe erinnert. Es ist leider in diesen Zeiten etwas seltener geworden. Vergessen wir es bitte nicht! Andere haben Gebete oder Lieder, die für sie diese Zusage bergen: „Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag…“ Andere erkennen diese Botschaft, wenn sie in die Krippe schauen oder auf das Bild der Gottesmutter, die das Kind liebevoll auf dem Arm trägt… Hier darf es durchaus Unterschiede geben in der Form, doch der Inhalt ist der Eine: Gott ist mit uns. Er nimmt uns an. Er lädt uns ein in seine Familie. Und die Familie Gottes ist die Kirche, in die wir durch die Taufe aufgenommen sind. In ihr dürfen wir gemeinsam als Gottes Kinder leben. Amen.

09.01.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­