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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostermontag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, augenscheinlich ist es für nicht wenige Menschen heute schwierig eine Brücke zwischen dem Glauben und ihrem Alltag zu schlagen. Die Sätze des Glaubensbekenntnisses, dass Jesus für unsere Sünden gelitten hat, dass er gestorben ist, um uns zu erlösen, dass er auferstanden ist und uns den Zugang zum ewigen Leben geöffnet hat. Diese Sätze kennen manche schon gar nicht mehr und für andere stellt sich die Frage, was sie denn im Kern bedeuten. Und vielmehr, welche Rolle sie für ihr konkretes Leben spielen.

Das ist keine Nebensächlichkeit. Schließlich erhebt der christliche Glaube den Anspruch ein Lebensentwurf zu sein, eine Frage zu sein, die darüber entscheidet, ob ich das ewige Leben finde oder es verfehle.

Im frühen Christentum, vor allem in der Apostelgeschichte, die wir in der Osterzeit häufig im Gottesdienst lesen, werden die Christen auch als „Anhänger des neuen Weges“ bezeichnet. Der christliche Glaube kann und muss nach den Worten Jesu als Nachfolge verstanden werden. „Folgt mir nach“, ruft Jesus seine Jünger. Christsein ist Nachgehen der Spuren Jesu. Darum können wir den christlichen Glauben gut mit einem Weg vergleichen.

Das Evangelium des Ostermontags stellt uns eben das anschaulich vor Augen. Der heilige Lukas erzählt von zwei Jüngern Jesu, die sich enttäuscht vom Glauben abwenden. Der Glaube war keine einfache Lösung aller Fragen und Probleme gewesen. Der Glaube hatte sich mehr als Kreuzweg, denn als „Siegerstraße“ herausgestellt. „Wir aber hatten gehofft“, sagen sie, „wir hatten gehofft, dass Jesus sich als starker Anführer zeigt, der alle Widrigkeiten beseitigt…“ Enttäuscht wollen sie sich zurückziehen in ihren Heimatort Emmaus. Ihre Enttäuschung ist so groß, dass sie nicht mehr sehen, wie ihnen Gott in Jesus weiterhin nahe ist.

Das Emmausevangelium ist ein wunderbares Zeugnis für Gottes unendliche Geduld mit uns. Jesus gesellt sich auf dem Weg zu seinen Jüngern. Er gibt sie nicht auf. Er geht mit ihnen, er hört ihre Fragen und Sorgen, er spricht zu ihnen mit den Worten der Heiligen Schrift, also dem großen Glaubenszeugnis des Gottesvolkes. Und Jesus geht solange auf dem Weg, wie es die Jünger brauchen, bis sie den Mut finden, ihn zu bitten: „Herr, bleib bei uns.“ Und er geht mit in ihr Haus und bleibt bei ihnen im gebrochenen Brot der heiligen Eucharistie.

Der Ostermontag will eine Brücke schlagen von den großen Feiertagen – Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern, an denen wir unser Glaubensbekenntnis gefeiert haben, dass Jesus für uns gestorben ist, hinein in unseren Alltag. Es geht um eine Brücke in unser tägliches Leben.

Um zum Glauben zu finden, brauchen wir etwas von Gottes Ausdauer und Geduld. Nicht mit dem Vordergründigen abgeben, nicht vorschnell sagen, Gott hat mich verlassen oder ihn gibt es nicht… Weiter auf dem Weg bleiben, weiter nach Jesus fragen, weiter ihn bitten: Herr, bleibe bei uns. Diese Geduld wird belohnt. Der christliche Glaube ist ein Weg, genauer ein Pilgerweg. Nicht die erste Etappe entscheidet. Es gibt schöne und schwere Strecken. Wir brauchen Training und Kondition, dazu dient das tägliche Gebet. Wir brauchen Weggefährten, darum hat uns der Herr die Kirche geschenkt. Wir brauchen Proviant und Wegzehrung, das sind die Sakrament, ganz besonders die heilige Kommunion.

Gehen wir den Weg mit Jesus, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Mit Jesus führt selbst ein Kreuzweg nach Ostern. Amen.

05.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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