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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 29. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Glauben und Beten gehören zusammen. Doch wie geht das eigentlich Beten? Zwei zentrale Hinweise können wir den Worten Jesu und seinem Leben entnehmen. Das ist zum einen ein formuliertes Gebet, das Vaterunser, das Jesus seine Jünger lehrt. Keinen Tag soll es geben, an dem wir nicht diese kostbaren Worte sprechen, die wir vom Herrn empfangen haben.

Und der andere Hinweis steht im heutigen Evangelium, dass Jesus nämlich auffordert, ohne Unterlass zu beten. Das erscheint nun in mehrfacher Hinsicht schwierig. Haben wir nicht vielfältige und durchaus wichtige Aufgaben zu erfüllen? Und das noch tiefergehende Problem ist das Beten überhaupt. Gar nicht wenigen Menschen, auch Christen, fällt das Beten schwer. Wie geht überhaupt das Beten?

Verschiedene Hinweise können wir der Heiligen Schrift, die laut dem Timotheusbrief Quelle des Rates und Orientierung ist, entnehmen. Ich denke ein erster wichtiger Hinweis ist das Beispiel der Jünger Jesu. Was tun sie? Sie beobachten den Meister. Sie sehen sein Beten, und das macht sie neugierig. „Herr, lehre uns beten“, sagen sie an anderer Stelle im Evangelium. Ja, das Meiste im Menschsein lernen wir durch Nachahmen und Einüben. Darum fällt uns vieles in unserer Zeit so schwer. Einüben, Wiederholen ist verpönt. Es scheint unnütz, einfältig oder langweilig. Ich mache das, was mir gefällt… So individuell wie möglich soll es sein… Aber mit dieser Einstellung könnten wir bis heute nicht sprechen. Um nur ein Beispiel zu nennen. Denn das Sprechen haben wir durch das Nachahmen der Laute gelernt, die wir unseren Eltern gehört haben. So ist es auch mit dem Beten. Beten lernt man nur durch das Beten! Beten lernt man nur durch das Mitbeten mit anderen und durch das tägliche Einüben. Erst wenn die äußere Form mir selbstverständlich in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann ich zum inneren Kern vordringen.

Ein Zweites ist für mich, dass es keinen echten Gegensatz zwischen den täglichen Aufgaben und dem Gebet geben soll. Wir sehen das bei den Mönchen, sie kennen beides: Ora et labora. Bete und arbeite. Es ist dort ein beständiger Wechsel von Gebet und Arbeit. Die katholische Frömmigkeit hat genau das in die Volksfrömmigkeit übersetzt. Es gibt Stoßgebete, Seufzer, die uns im Alltag immer wieder mit dem Herrn verbinden. Denn das ist ja Beten, sich bewusst machen: Ich lebe in der Gegenwart Gottes. Oder die Glockenzeichen rufen immer wieder zu einem kurzen Gebet, am Morgen, am Mittag und am Abend. Beten und Handeln gehören zusammen. So wie das Tischgebet vor dem Essen, dass ja nicht das Essen ersetzt, dass vielmehr mein Bewusstsein, meine Haltung, in der ich esse, verändern und prägen soll. Nicht durch einen großen Vortrag, sondern durch das schlichte Ritual.

Schließlich zeigt uns die Erste Lesung noch einen dritten Hinweis. Beten gelingt besser in Gemeinschaft. Mose wird gestützt von anderen. Sie stützen ihn, sie helfen ihm die Hände zum Himmel zu erheben. Und so ist es auch bei uns. Wir brauchen die Mitchristen, wir brauchen die Kirche, dass wir gemeinsam die Hände zu Gott erheben, dass wir uns gegenseitig stützen. Darum ist der wöchentliche Gottesdienst, das Beten mit der Kirche so wichtig und unersetzbar.

Bleiben wir beständig im Gebet. Tun wir im Vertrauen, das uns das Beten Jesu lehrt. Beten wir immer wieder in unserem alltäglichen Tun. Und bleiben wir dabei in der Gemeinschaft der Mitbeter in unserer Kirche. Amen.

19.10.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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