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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Sonntag der Osterzeit B – Weltgebetstag um geistliche Berufe

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, der heutige Gebetstag um geistliche Berufungen geht auf den Wunsch von Papst Paul VI. zurück. Seit 1964, also seit 60 Jahren, wird weltweit am vierten Sonntag der Osterzeit in diesem Anliegen gebetet. „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende“, legt uns Jesus als Auftrag ans Herz. Es handelt sich also nicht um ein privates Anliegen oder eine persönliche Vorliebe. Es ist ein klarer Auftrag Jesu. Und wie könnte es auch anders sein. Jesus beruft am See von Galiläa Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes zu „Menschenfischern“. Und es werden Schritt für Schritt mehr, die sich dem Meister anschließen, die angezogen sind von seinem Wort und seinem Beispiel. Nach seiner Auferstehung bekräftigt Jesus nochmal den Auftrag: Geht zu allen Menschen und macht sie zu meinen Jüngern.

Wie soll jemand glauben, wenn nicht verkündet wird? Wie soll jemand von Jesus erfahren, wenn niemand davon erzählt? Wie soll die Kirche wachsen, wenn nicht die Gegenwart des Herrn in den Sakramenten gefeiert wird?

Wir brauchen Priester! Und diese Aussage ist heute bis hinein in den sogenannten „Synodalen Weg“ umstritten. Längst ist man sich nicht mehr einig in Deutschland, ob man wirklich Priester unbedingt braucht. Und dieses Zögern ist ein echter „Berufungskiller“. Wie soll denn ein junger Mensch seine Talente, ja sein ganzes Leben einsetzen, wenn Kirchenverantwortliche ihm signalisieren: Wir wissen gar nicht so genau, ob wir überhaupt Priester brauchen…? Und sprechen wir nicht nur über die anderen. Wie sieht es in unseren Herzen aus? Was denken wir darüber, wenn unsere eigenen Söhne und Enkel vor einer Berufsentscheidung stehen? Würden wir ihnen raten, Priester zu werden? Sie darin ermutigen?

Aber warum brauchen wir denn überhaupt Priester in der Kirche? Ginge es nicht auch ohne? Das Zweite Vatikanische Konzil benannte als erste Aufgabe des Priesters die Verkündigung. Was meint das? Wir glauben, dass Gott sich mitgeteilt hat. Er hat Menschen angesprochen und ihnen seine Botschaft anvertraut. Das bezeugt uns schon das Alte Testament. Das sehen wir noch deutlicher an Jesus. Er ist die menschgewordene Botschaft. Er ist das fleischgewordene Wort Gottes. Darum sagt Petrus in der Ersten Lesung: Es „ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden“.

Jesus wiederum hat Menschen beim Namen genannt und ihnen seine Botschaft anvertraut. Er hat sie zu seinen Boten gemacht. Denn Verkündigung braucht Verkörperung. Es braucht Menschen, die nicht über etwas Abstraktes erzählen. Die nennt Jesus im Evangelium „bezahlte Knechte“. Es braucht Menschen, die von der Botschaft ergriffen sind, die sich selbst ganz und gar dafür einsetzen. Nur ihnen wird man glauben. Darum brauchen wir Priester.

Natürlich wissen wir, dass Priester nicht immer „gute Hirten“ sind. Sie sind schwache Menschen. Und ich denke, dass Sie unsere, ja meine Schwächen deutlich sehen und kennen. Aber es ist der Weg, den Jesus gewählt hat, damit seine Botschaft zu den Menschen kommt und damit er selbst in den Sakramenten zu den Menschen kommt. Jesus hat zerbrechliche Gefäße für diesen Schatz erwählt. Aber ohne diese „Gefäße“ würde sich die Gnade verflüchtigen.

Beten wir heute eindringlich um Priester für unsere Zeit und für unser Bistum. Beten wir für die Priester, die ihren Dienst nach Kräften tun, dass sie gestärkt werden, dass sie Freude finden in ihrem Beruf. Und es ist ein sehr schöner Beruf! Beten wir auch für die Priester, die sich schwer tun oder die unzulänglich ihren Beruf ausüben, dass sie immer neu staunen über den Schatz, den ihnen der Herr in die Hände legt, damit sie ihn austeilen. Damit alle die Liebe erkennen, „die uns der Vater geschenkt hat“, wie es Johannes sagt, damit alle Kinder Gottes werden. Amen.

21.04.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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