Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest des heiligen Bartholomäus – Patrozinium Ballingshausen
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, weshalb haben unsere Kirchen Patrone wie hier in Ballingshausen der heilige Bartholomäus? Warum feiern wir eigentlich Heilige?
Sicherlich gibt es verschiedene Argumente, die man hier anführen könnte. Besonders wichtig scheint mir die Tatsache, dass es uns eine Hilfe ist, das Glauben zu lernen. Was meine ich damit? Wir lernen viele von unseren menschlichen Fähigkeiten durch „Abschauen“ und Nachahmen. Denken wir beispielsweise an das Sprechen. Das Kind hört die Stimme der Mutter – bereits im Mutterleib. Und es ahmt diese Laute nach und erlernt so Schritt für Schritt das Sprechen. Natürlich braucht es dafür körperliche Voraussetzungen, die uns angeboren und mitgegeben sind. Es braucht aber auch den anderen Menschen, um die „Muttersprache“ zu lernen.
Von den Heiligen können wir besonders gut die „Muttersprache“ des Glaubens lernen. Sie waren und sind Menschen wie wir und haben sich eingelassen auf das Wagnis der Nachfolge. Und aus dem Glauben an Jesus haben sie ihr Leben gemeistert. So sind sie nun im Himmel, in der ewigen Gemeinschaft mit dem Herrn, an den sie geglaubt haben.
Wie das gelingt sehen wir sehr schön im Evangelium des heutigen Festtags. Der Evangelist Johannes erzählt uns, wie Nathanael, den wir auch Bartholomäus nennen, zum Glauben an Jesus findet.
Der erste Schritt ist die Begegnung mit einem glaubenden Menschen. Sein Freund Philippus will die Freude des Glaubens teilen. Er hat Jesus als den Messias erkannt. Das kann er nicht für sich behalten. Er erzählt seinen Freunden davon. Und eben das ist unverzichtbar. Der Glaube kommt vom Hören, sagt der heilige Paulus. Er lebt davon, dass er mit anderen geteilt wird. Ja, mein Glaube wächst, wenn ich ihn mit anderen teile.
Nun reagiert Natanael-Bartholomäus mit einem verbreiteten Einwand. „Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen?“ Er meint schon Bescheid zu wissen über den Glauben, über diesen Jesus… Und so geschieht es immer wieder – und zwar bei Menschen, die bereits zur Kirche gehören, wie auch bei Menschen, die fernstehen. Sie haben ihr festes Bild: „So ist die Kirche. Das ist die Botschaft… Damit brauche ich mich gar nicht zu befassen…“ Dieses Vorurteil verhindert, dass man überhaupt zum Kern vordringt. Und sie verhindert vor allem, dass man sich persönlich und existenziell von der Botschaft Jesu treffen lässt.
Doch Jesus lässt nicht locker. Er lässt sich nicht abschrecken. Er schaut Natanael-Bartholomäus ins Herz. „Ich habe dich gesehen“, sagt Jesus. Und dieses Gesehen-Sein, dieses Ansehen, das Jesus schenkt, packt Natanael. Er versteht auf einmal: Dieser Jesus, das ist nicht einer unter vielen. So schaut mich niemand an – mit diesem Blick der Liebe und des Verstehens. „Du bist der Sohn Gottes“, bekennt Bartholomäus.
Vielleicht schauen oder hören wir uns heute etwas ab von diesen Apostel Bartholomäus, dass wir Vorurteile überwinden, die uns am Glauben hindern; dass wir Jesus in unser Herz, in unser Leben schauen lassen – besonders dort, wo es des Neuanfangs bedarf; und dass wir die Freude teilen: Wir haben den gefunden, von dem die Schrift bezeugt: Auf ihn kannst du dich ganz und gar verlassen: Jesus von Nazaret, der Sohn Gottes. Amen.
27.08.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler
