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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 7. Ostersonntag C

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, das heutige Evangelium nimmt uns hinein in das innerste Beten Jesu. Andere Abschnitte der Evangelien, die vom Handeln und Leben Jesu erzählen, sind für uns oft besser zu greifen und zu verstehen. Der Evangelist Johannes nimmt uns in der ihm eigenen Sprache in eine Meditation. Diese Meditation ist am Abend vor dem Sterben Jesu angesiedelt, also kurz bevor Jesus seinen Weg bis zur Vollendung geht. Vor der Vollendung seines Werkes auf Erden bekräftigt Jesus im Gebet nochmal seine innige und untrennbare Einheit mit dem Vater. Auch in der Betriebsamkeit, auch wenn sich viele an ihn wenden, immer wieder zieht sich Jesus zurück zum Gebet. Er lebt aus der Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater, ohne diese Lebensgemeinschaft kann er nicht wirken und nicht sein. Und diese Einheit geht selbst bis in die Stunde des Todes, wo es für einen Augenblick so erscheint, als habe ihn der Vater verlassen.

Johannes hat das Gebet Jesu vom Letzten Abend viel ausführlicher dargelegt als die anderen Evangelisten. Diese Zeilen enthalten eine tiefe Theologie über das, was wir Dreifaltigkeit nennen, dass der Vater mit dem Sohn durch das Liebesband des Heiligen Geistes untrennbar verbunden ist. Es ist ein Austausch von Leben, ein Austausch von Gaben.

Das Erstaunliche ist nun, dass Jesus diese Einheit öffnet für alle, die an ihn glauben. Durch den Glauben sind wir berufen, dass auch wir Anteil haben an der ewigen Lebensgemeinschaft Gottes. Damit aber möglichst viele Menschen zum Glauben kommen, so sagt es Jesus, braucht es die Einheit untereinander. Die Verbindung mit Gott und die Verbindung mit den Mitglaubenden gehören also zusammen. Zum Glauben gehört die Gemeinschaft.

Und das muss durchaus konkret werden. Es geht zum Einen um die Aufmerksamkeit für die Nöte und Sorgen des Anderen. Nur wenn wir als Gemeinde wachsam bleiben für die Kranken, die Schwachen und Ausgegrenzten sind wir glaubwürdig.

Das gilt aber auch für unseren Gottesdienst. Er ist keine individualistische Begegnung mit Gott. Gottesdienst geschieht immer in Gemeinschaft, egal ob wir viele oder wenige sind. Darum gibt es auch gemeinsame Formen, die uns die Kirche vorlegt: Gemeinsame Haltungen bei den Teilen des Gottesdienstes, gemeinsame Lieder und Gebete. Für private Andachten ist außerhalb der Messe der Platz.

Schließlich braucht diese Einheit neben der Caritas und der Liturgie auch ihren Platz in der Verkündigung. Der Diakon Stephanus verkündet erfüllt von Heiligen Geist das Evangelium. Dafür wird er angegriffen. Doch er macht keine faulen Kompromisse. Die Einheit im Glauben kommt aus der Einheit im Bekenntnis. Und das Bekenntnis gründet im Evangelium, im Wort und Werk Christi, seinem Sterben und Auferstehen. Wo diese drei Bereiche der Einheit zusammenklingen, dort wächst die Einheit. Und die Menschen werden glauben, so wie es Jesus verheißen hat.

Bitten wir den Herrn um diese Gabe der Einheit, bitten wir ihn um seinen Geist der Einheit – der Einheit mit Gott und untereinander, der Einheit in der Liebe, im Gottesdienst und im Glaubensbekenntnis. Der Seher Johannes fleht dazu: „Komm, Herr Jesus“. Ja, wir brauchen seine Nähe und seine Hilfe für diesen Weg. Amen.

29.05.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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