Predigt von Pfarrer Daigeler zum Pfingstmontag C
Download Audiodatei der Predigt
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am heutigen Montag nach Pfingsten lädt uns die Kirche ein, noch einmal über den Heiligen Geist nachzudenken. Vermutlich geht es uns nicht ganz so, wie den Menschen in Ephesus, denen Paulus begegnet, die ihm sagen: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“ Aber dennoch ist es für viele nicht ganz leicht zu fassen, was denn mit dem Heiligen Geist gemeint sein könnte.
Wenn sich jemand in der Sprache des Glaubens auskennt, dann wird er vielleicht sagen können: Der Heilige Geist ist die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Neben dem Vater und dem Sohn gibt es eben noch den Heiligen Geist, ganz wie wir es bei jeder Taufe hören und bei jedem Kreuzzeichen sprechen. Das ist zutreffend, aber es macht die Sache nicht unbedingt klarer. Denn was hier mit „Person“ gemeint ist, bedürfte einer eigenen philosophischen Vorlesung.
Welche Hinweise geben uns die Heilige Schrift und die glaubende Tradition der Kirche? Wenn ich in die Zweite Lesung aus dem Römerbrief (Röm 8,14-17) schaue, dann stellt dort der Apostel einem „Geist der Knechtschaft“ den „Geist der Kindschaft“ gegenüber. Wir dürfen darin Wertvolles erkennen: Der Heilige Geist ist zunächst und zuvorderst die Fortsetzung der Sendung Christi. Jesus sagt ja, dass er vom Vater kommt. Seine Sendung („Mission“) ist es, die Menschen mit dem Vater vertraut zu machen, ihnen den Weg zum Vater aufzuschließen – durch seine Botschaft, aber mehr noch durch sein Leben, Sterben und Auferstehen. Und diese Sendung ist mit der Himmelfahrt Jesu nicht abgeschlossen. Sie geht weiter durch die Zeiten durch das Wirken des Geistes, den uns Christus hinterlassen hat, damit wir Kinder Gottes werden und sind.
Doch wie bewirkt das der Heilige Geist? Jesus selbst verwendet im Evangelium verschiedene Begriffe für den Geist. Vom „Tröster“ ist die Rede, aber am häufigsten spricht der Herr vom „Beistand“, den er senden wird. Der Heilige Geist ist der Beistand, der uns mit der Gewissheit beschenkt, dass wir nie allein sind. Der Heilige Geist ist die kostbare Gabe, die uns immer neu ins Herz und ins Gedächtnis ruft: Gott ist da – hier in unserer Welt. Gott will ganz konkret in meinem Leben wirken.
Dort, wo wir den Heiligen Geist bitten, dass er in uns wohnt, dort wird er uns immer wieder an alles erinnern, was Jesus gesagt und getan hat. Er tut das, damit wir glauben, weil – wie wir es gerade im Evangelium gehört haben – wir durch den Glauben an Christus gerettet werden und das ewige Leben haben. Welch größeren „Trost“ könnte es geben?
Und dennoch werden manche einwenden: All das ist für mich noch zu wenig greifbar. Wo ist er nun dieser Heilige Geist? Und wie kann ich ihn erfahren? Die Bitte, die die Kirche gestern und heute dem Evangelium vorgeschaltet hat, gibt uns eine Antwort: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!“ Am klarsten wird für uns, wer der Heilige Geist ist, in Menschen, die sich vom Geist leiten und entzünden lassen.
Es gibt auch heute den „Geist der Knechtschaft“, der den Menschen Kritiksucht, Neid, Streit und Unfrieden ins Herz sät – oft mit schlauen Begründungen. Aber Friede, Freude, Frömmigkeit, Geduld, Gottesfurcht… sind Gaben des Heiligen Geistes. Dort, wo sie unser Denken, Reden und Handeln prägen, dort ist der „Geist der Gotteskindschaft“ am Wirken. Bitten wir um diesen Geist! Öffnen wir uns für diesen Geist! Amen.
09.06.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler