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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Palmsonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am 24. März 1974, also vor genau 50 Jahren, wurde Liborius Wagner in Rom seliggesprochen. Damals war das nicht der Palmsonntag, sondern der 4. Fastensonntag „Laetare“.

Im Leben der Heiligen ereignet sich etwas vom Leben Jesu, macht es doch den Heiligen aus, dass er dem Meister nachfolgt. Ja, die Heiligen sind für uns eine lebendige Auslegung und Übersetzung des Evangeliums Christi. Als Märtyrer ist Liborius Wagner Jesus nachgefolgt bis zur letzten Konsequenz, bis zur Hingabe des eigenen Lebens – wie wir es eben in der Passion Jesu gehört haben. Ausführlich haben uns die vier Evangelisten eine Schilderung der letzten Stunden des irdischen Lebens Jesu hinterlassen. Für sie ist klar, hier hat sich das Wichtigste, ja das Entscheidende im Leben Jesu ereignet. Er ist der leidenden Gottesknecht, wie es Jesaja angekündigt hat, der in Treue bis zuletzt seinen Weg ging, ohne sich zur Wehr zu setzen, der bis zuletzt ganz auf den Vater im Himmel vertraute.

Die große Versuchung, die Jesus am Ölberg befällt, ist eine zeitlose Frage auch für uns: Was bringt das alles? Ist es nicht vergebens zu dulden, nicht zurückzuschlagen, nicht davonzulaufen…? Geht es nicht auch einfacher und bequemer? Dieselbe Frage müssten wir stellen, wenn wir darüber nachdenken, dass Liborius Wagner auch in Kriegszeiten treu bei seiner Gemeinde blieb und dass er auch unter schwerer Folter zu seinem Bekenntnis stand.

Die Resignation kann auch zu einer Versuchung für uns werden. Wir sehen die Veränderungen im kirchlichen Leben. Wir können nicht übersehen, dass der Glaube geradezu verdunstet in den Herzen vieler Menschen. Und das kann ansteckend wirken, dass wir selbst manchmal zweifeln: Lohnt es sich, dass ich da mitmache, dass ich mich in der Kirche engagiere, meinen Weg als Christ gehe? Der Widersacher will uns einreden, unser Mühen sei vergeblich.

Doch das ist nicht wahr! Auch die kleinen Opfer, die wir bringen, sind von großem Wert. Es ist wichtig, dass wir das Licht des Glaubens weitersagen. Es ist wertvoll, wenn wir uns auf den Weg zum Gottesdienst machen – manchmal vielleicht mit einem weiteren Weg. Es ist unverzichtbar, dass wir uns in unserem täglichen Handeln mühen nach dem Vorbild Jesu und seinen Weisung zu handeln. „Die lautlose Erfüllung kleiner Dinge macht die große Liebe aus.“ (Regens Anton Schäfer)

Liborius Wagner ist in seiner Zeit Jesus nachgefolgt und hat so das Leben gefunden. Unsere Aufgabe liegt vor uns. Sie sieht anders aus. Und die äußeren Umstände, in denen wir unser Christsein leben, werden sich noch stärker verändern. Aber immer gilt uns der Ruf Jesu: „Komm, folge mir nach!“ Immer gilt uns die Zusage Jesu, dass er das Kreuz mit uns trägt. Immer gilt uns die Gewissheit, die allein der Glaube schenkt: Das Weizenkorn, das hingegeben wird, bringt reiche Frucht. Der Vater hat den Sohn nicht im Stich gelassen. Wer treu bleibt, der wird die Krone des Lebens empfangen. Amen.

24.03.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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