Predigt von Pfarrer Daigeler zum Stephanustag
Apg 6,8-10 u. 7,54-60; Mt 10,17-22
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wichtige Ereignisse klingen in unseren Herzen nach. Der kirchliche Kalender greift diese Wirklichkeit auf und feiert darum die wichtigsten Feste eine Oktav, also acht Tage, lang. Das Weihnachtsfest ist anrührend. Es ruft uns gleichzeitig die kostbare Wahrheit unseres Glaubens in Erinnerung: Gott ist Mensch geworden. Er selbst ist in seinem Sohn in unsere Welt gekommen, geboren von einer Frau. Er hat menschliche Sprache gesprochen, damit wir ihn verstehen. Er ist auf den Straßen des Heiligen Landes gewandelt, damit wir ihm nachgehen. Er hat unser Leben und sogar unser Sterben mit uns geteilt, damit wir ihm ganz vertrauen im Leben und im Sterben.
Diese Botschaft unterstreicht am heutigen Zweiten Weihnachtstag der heilige Stephanus mit seinem Blutzeugnis. Sein Mut rührt uns an. Er ist das, was allen Entstellungen zum trotz ein Märtyrer ist. Von seinem griechischen Ursprung her bedeutet das Wort „Märtyrer“ auf Deutsch „Zeuge“. Die frühe Christenheit griff dieses profane Wort auf und übertrug es auf den Bereich des Glaubens. Sie erinnerten sich an die Worte Jesu, die wir eben im Evangelium gehört haben. Er kündigte an, dass seine Jünger herausgefordert werden, Zeugnis zu geben – auch dort, wo es etwas kostet.
Noch einmal, das Weihnachtsfest sagt uns, dass Gott sich auf menschliche Weise gezeigt hat. Damit hat er aber auch den Weg festgelegt, wie seine Botschaft durch die Zeiten hindurch verkündet werden soll. Sie fällt nicht vom Himmel. Sie wird durch Menschen weitergegeben. Als Christen brauchen wir keine besonderen Fähigkeiten, Visionen oder geheimes Wissen. Uns ist die ganze Botschaft anvertraut vom Herrn selbst. Dafür ist er in die Welt gekommen. Und er ruft uns zu: „Ihr sollt meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde.“
Weihnachten erinnert uns daran, dass der christliche Glaube sich an alle Menschen richtet. Das Konzil sagte: Der Sohn Gottes „hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt“ (Gaudium et spes, 22). Diese Frohe Botschaft braucht Zeugen. Sie braucht Personen, die sie ausrichten: Eltern und Großeltern in der Familie, die den Kinder die Schönheit des Glaubens erschließen; Lehrer, Erzieher und Seelsorger, die uns die Tiefe und Wahrheit des Glaubens öffnen; Menschen, die durch ihren konsequenten Lebensstil, durch ihre Wahrhaftigkeit und Nächstenliebe der Liebe Gottes trauen lassen. Ja, und es braucht auch Märtyrer wie Stephanus. Er ruft uns auch die Ernsthaftigkeit des Glaubens in Erinnerung. Die Märtyrer schrecken eine gleichgültige Welt auf. Aber in ihrer friedlichen Ganzhingabe sind die „Beweise“ des Glaubens, denn sie machen es für uns begreifbar, was es heißt, ganz auf den Herrn zu vertrauen, der für uns geboren wurde, der als unschuldiges Opferlamm freiwillig sein Blut vergossen, um uns das ewige Leben zu erwerben.
Ja, die Kirche braucht Zeugen der Wahrheit und des Friedens, Zeugen der Hoffnung wie den heiligen Stephanus, damit auch heute Menschen glauben, damit sie den Himmel geöffnet sehen. Amen.
26.12.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler