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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 5. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Gesundheit ist das wichtigste“, so höre ich oft zum Beispiel bei Gratulationen. Wer wollte da widersprechen? Jeder weiß, wie bereits ein kleiner Schmerz, uns bei täglichen Vollzügen behindern kann, wenn wir Zahn- oder Kopfschmerzen haben. Und wie ist das erst bei einer größeren Krankheit…

Es ist ein ganz natürlicher Wunsch, dass wir und unsere Lieben davor bewahrt bleiben mögen. Dennoch ist er unrealistisch. Ein gibt kein Leben ohne Herausforderungen und Hindernisse. Es gibt kein Leben ohne Krankheiten und Leiden.

Darauf reagieren Menschen unterschiedlich. Einige versuchen diese Wirklichkeit auszublenden. Aber das geht nur so lange, bis man von der Wirklichkeit eingeholt wird. Andere vertrauen ganz auf die Medizin, von der man für jede Krankheit eine Therapie erwartet. So große Erfolge die Medizin auch hat, es gibt nicht für jede Krankheit ein Mittel. Wieder andere fordern bei Schwerkranken das, was man beschönigend als „Sterbehilfe“ oder „Euthanasie“ bezeichnet. Krank, dement, nicht mehr „selbstbestimmt“, das will man dem anderen oder sich „ersparen“.

Aber was ist das „selbstbestimmtes“ Leben? Was ist gemeint mit „Gesundheit“? Bewerten wir das nicht häufig nach äußerlichen Kriterien? Hat nur der ein gutes Leben, der körperlich gesund ist? Gesunde menschliche Beziehungen aufzubauen, Rücksicht auf andere zu nehmen, Verzicht üben zu können…? Sind das nicht auch unverzichtbare Faktoren für ein „gesundes“ Leben?

Wie könnte ein christliches Verständnis vom „gesunden Leben“ aussehen? Als Christen sind wir immer „pro life“, für das Leben – in all seinen Phasen, ob gesund oder krank, ob stark und schwach, ob geboren oder ungeboren. Als Christen wissen wir, dass es kein Leben ohne „Abhängigkeiten“ geben kann: Wir verdanken unser Leben immer anderen – unseren Eltern und dem Schöpfer. Wir sind immer „hilfsbedürftig“. Nur bei manchem fällt es mehr ins Auge als bei anderen.

An diesem Sonntag hören wir die Erste Lesung aus dem Buch Hiob. Der Dulder Hiob geht der Frage nach dem Leiden nach. Heute spricht er von der Kürze des Lebens. Letztlich muss Hiob einsehen, dass wir auf viele Fragen nach dem „Warum“ in dieser Welt keine Antwort erhalten. Es gibt viel größere Zusammenhänge, die allein Gott versteht.

Dies müssen auch die Jünger im Evangelium lernen. Sie wundern sich, weshalb Jesus seine Heilungskraft nicht noch mehr Menschen zuwendet, die darauf warten. Jesus aber zieht sich zurück – erst um zu beten und dann um weiterzugehen, damit das Evangelium auch an anderen Orten verkündet wird. Denn das ist seine eigentliche Sendung: Nicht die Krankheit aus der Welt zu schaffen, sondern sich mit allen Leidenden zu verbinden, ihr Leiden zu teilen – bis ans Kreuz. Das ist die Antwort Gottes: sein Mitleiden in Jesus, seinem Sohn.

So ist unsere Botschaft: Keiner ist allein. Nichts ist vergeblich. Wer Jesus glaubt, erfährt, dass er das Kreuz mit uns trägt. Wir brauchen unsere Begrenztheit nicht zu leugnen, wir dürfen sie dem Auferstandenen anvertrauen, der alle Grenzen aufsprengen will und kann. Amen.

04.02.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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