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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 31. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, einen wunderbaren Satz aus der Feder des heiligen Paulus hörten wir gerade in der Zweiten Lesung: Wir „wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem Leben teilhaben lassen“. Mich berührt dieser Satz immer wieder tief.

Der Thessalonicherbrief, in dem er zu finden ist, ist der älteste uns erhaltene Brief des Apostels und damit der älteste Teil des Neuen Testamentes. Noch dazu ist Thessaloniki die erste christliche Gemeinde, die Paulus auf europäischem Boden gegründet hat. Der Tod einiger Gemeindemitglieder brachte offenbar Unruhe oder Unsicherheit in diese Ortskirche. Darauf reagiert Paulus mit einem Glaubensbekenntnis zur Auferstehung.

Doch noch einmal zurück zu diesem Satz: Wir „wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem Leben teilhaben lassen“. Es gibt ja verschiedene Doktrinen und Ideologien, die im Umlauf sind – damals wie heute. Und nicht wenige würden heute auch die Kirche und ihre Lehre in diese Gruppe einreihen. Ja, es gibt die reale Gefahr, dass sich auch in der Kirche „Fachleute“, Funktionäre oder Religionsbeamte herausbilden, die über etwas reden, von dem sie selbst offenbar nicht mehr oder zu wenig ergriffen sind. Eine zeitlose Versuchung, die auch Jesus im Evangelium benennt. Es geht ja weniger um bestimmte äußere Formen, die können und dürfen sich mit der Zeit ändern. Es geht Jesus darum, ob einer selbst von Gottes Wort so sehr ergriffen ist, dass es sein Leben durch und durch prägt, ja dass sein Leben mehr predigt als seine Worte.

Für mich als Priester sind diese Worte eine ernste Mahnung. Wie sehr bleibe ich selbst dahinter zurück. Die Lebensform der Priester, unsere Gebetsverpflichtungen, auch der Zölibat sind ja ein Versuch der Kirche, dass die Priester bis hinein in ihren Alltag von ihrer Sendung geprägt und betroffen werden. Freilich gelingt das manchmal besser, manchmal bleibt es Stückwerk. Doch am Ende ist es genauso, wie es der heilige Paulus schreibt. Nur, wo wir wirklich die Menschen an unserem Leben, an dem, was uns zuinnerst trägt, teilhaben lassen, werden sie uns die Botschaft glauben.

Das gilt heute als Mahnung an uns Priester. So sagt es ja auch die alttestamentliche, Erste Lesung, die ausdrücklich die Priester anspricht: „Wenn ihr nicht hört und nicht von Herzen darauf bedacht seid, meinen Namen in Ehren zu halten, … mache ich euch verächtlich“. Wir wollen nicht auf die anderen zeigen, nicht die Schuld anderswo suchen, wenn die Kirche und ihre Priester heute oft so schlecht dastehen in unserer Gesellschaft. Ich gestehe offen, dass das nicht immer leicht ist auszuhalten. Aber die Antwort kann nicht diese oder jene Strategie sein. Die Antwort kann nur sein, noch mehr zu fragen und danach zu streben, wie ich mich, wie wir uns von Gottes Weisung prägen lassen können.

Dieser Auftrag gilt freilich allen Getauften. Wir alle sind ja berufen, Missionare Christi zu sein – jeder an seinem Ort und auf seine Weise. Eine kleine Ausstellung in der Stadtlauringer Kirche weist auf einen Jugendlichen hin, den seligen Carlo Acutis. Er wollte Menschen für Christus begeistern und ganz besonders für die Heilige Messe, für die Eucharistie. Ganz persönliche Zeugnisse von ihm finden sich in der kleinen Ausstellung. Das darf auch uns Mut machen, das Beispiel des heiligen Paulus nachzuahmen, der auch uns schreibt: Wir „wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem Leben teilhaben lassen“. Amen.

05.11.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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