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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Erscheinung des Herrn / Dreikönig

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Sternsinger, wir feiern Epiphanie, „Erscheinung des Herrn“. An Weihnachten haben wir die Freude über die Geburt des Heilands mit Maria und Josef und mit den Hirten geteilt. Alles etwas stiller, familiärer, so scheint es zumindest. Das heutige Fest zeigt den welt- und zeitumspannenden Anspruch der Geburt Christi. Alle Menschen sollen die Frohe Botschaft erfahren: Gott ist uns nahe. Er hat sich uns gezeigt und offenbart, damit wir ihm glauben.

Die Weisen aus dem Morgenland, von denen das Evangelium erzählt, sind Beispiele, wie Menschen zu diesem Glauben an Christus kommen. Sie machen sich auf den Weg. Vielleicht war der Weg mühsam, bestimmt war er weit. Vermutlich haben sich ihre Nachbarn gewundert, sie belächelt, als die Weisen aufbrachen. Doch sie folgen der Sehnsucht ihres Herzens. Sie folgen dem Stern, der über ihnen leuchtet, und sie finden zum Kind. Und ihre Freude war groß!

Meist nennen wir das Epiphaniefest in unserer Sprache „Dreikönig“. Der Evangelist Matthäus nennt uns keine Zahl für die „Weisen aus dem Osten“. Er nennt drei kostbare Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Aus dieser Dreizahl und aus dem hohen Wert dieser Gaben haben die Menschen abgeleitet, dass es sich um drei „Könige“ handeln müsse. In diesen Weisen aus dem Morgenland haben sie stets ein Bild der ganzen Menschheitsfamilie gesehen. Darum sind die Könige auf Bildern oft Männer verschiedenen Alters oder unterschiedlicher Hautfarben. Alle Menschen sind eingeladen, zum Christuskind zu kommen und in ihm Gott zu erkennen.

Ich möchte noch ein wenig über die Gaben der Weisen nachdenken. Sie kommen ja nicht mit leeren Händen zum Kind. Freilich braucht es keinen Eintrittspreis für den Stall von Betlehem. Jeder ist willkommen: Arme und Reiche, Junge und Alte… Und doch dürfen wir in den Gaben der Weisen einen Hinweis sehen zum einen auf das, wonach sich Jesus bei uns sehnt, und zum anderen darauf, was es braucht um zu ihm zu finden. Es ist „das Gold ihrer Liebe, der Weihrauch ihrer Sehnsucht und die Myrrhe ihrer Schmerzen“ (P. Karl Rahner SJ).

Die Weisen glauben nicht an eine „höhere Macht“, sie folgen keinen abstrakten Ideen. Dafür hätten sie nicht so viel auf sich genommen. Es geht um ein „Du“, um eine Person, um den lebendigen Gott, der sich ansprechen lässt, der Mensch geworden ist, der uns in eine Lebensfreundschaft ruft. Darum das „Gold der Liebe“. Lieben kann ich nicht auf Probe, nicht abstrakt, nur konkret. Der christliche Glaube ist mit der Liebe gut zu vergleichen. Auch ein geliebter Mensch fordert mich manchmal heraus, er ist nicht nur schmeichelhaft oder bequem. Doch die Liebe weiß, dass auch Forderungen unseres Glaubens aus dem Herzen Gottes kommen und zum Guten führen wollen.

Wer verstanden hat, dass Gott ein geliebtes Du ist, der sehnt sich nach seiner Nähe. Der „Weihrauch der Sehnsucht“ lässt die Weisen einen weiten Weg auf sich nehmen. Sagen wir es offen, man kann nicht sagen: „Ich glaube an Gott“ und ihm dann nie Zeit schenken im Gebet oder im Gottesdienst, nicht mitarbeiten in seiner Kirche… Jeder ist frei zu entscheiden, doch nur was einen konkreten Ausdruck in meinem Alltag findet, hat wirklich Bedeutung für mich. Die Sehnsucht nach Gott lässt mich immer wieder aufbrechen, seine Nähe zu suchen.

Schließlich hat auch alles Platz bei Gott, was mich bewegt, auch das, was besorgt oder betrübt. Die „Myrrhe der Schmerzen“ dürfen wir ihm bringen. Gott hat in Jesus unser Menschsein geteilt, er kennt Leiden und Schmerzen – und die Frohe Botschaft ist: Er will sie mit uns teilen, mit uns tragen. Keiner ist allein, der ihm vertraut.

Tun wir es den Weisen aus dem Morgenland nach. Machen wir uns immer wieder auf den Weg zum Heiland, beten wir ihn an, bringen wir ihm das Gold unserer Liebe, den Weihrauch unserer Sehnsucht und auch die Myrrhe unserer Schmerzen. Amen.

06.01.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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