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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 12. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, es gibt Worte, deren Bedeutung sich im Laufe der Zeit verschiebt. Auch solche, mit denen man in einer Zeit etwas Positives verbindet, in denen man in einer anderen Zeit etwas Problematisches sieht. Denken wir zum Beispiel an „Heimat“ oder „Patriotismus“. Das haben die Menschen vor hundert Jahren anders eingeordnet als das heute viele tun… Und das gilt auch für den kirchlichen Kontext. Seit den Ursprüngen der Kirche ist Mission ein wichtiges Thema. Ohne die Missionsarbeit der Apostel und unzähliger Heiliger wäre die Frohe Botschaft nie bis zu uns gekommen. Heute verbinden mit dem Wort „Mission“ aber nicht wenige die Vorstellung, dass man anderen etwas aufdränge, was nicht ihr Eigentliches sei…

Unser Heiliger Vater hat solche Ängste nicht. Seit zehn Jahren wird er nicht müde, die Kirche zu einem missionarischen Aufbruch einzuladen. Als Christ „bin ich eine Mission“, schrieb er bereits in seinem ersten Lehrschreiben. Darin beschreibt er auch, was Mission allen Missverständnissen zum Trotz ist, nämlich die Freude des Evangeliums mit anderen zu teilen.

Diesen Auftrag haben wir uns nicht ausgedacht. Wir haben ihn erhalten von Jesus selbst, der im Evangelium sagt: „Was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern…“ Auch an zahlreichen anderen Stellen können wir den Auftrag hören, dass wir seine Zeugen sein sollen bis an die Grenzen der Erde. Die Klarheit mit der dieser Auftrag erteilt wird, kann nicht ernsthaft bezweifelt werden. Das Christentum ist seinem Wesen nach missionarisch, sonst geht es ein. Denn sonst verfehlt es seine „Sendung“, nichts anderes heißt ja „Mission“. Und unsere Sendung ist es die Sendung Jesu weiterzuführen. Und Jesus ist gekommen, damit alle Menschen den Weg zum Vater finden.

Dass dies nie eine leichte Aufgabe war und ist, zeigt schon die Erste Lesung. Der Prophet Jeremia ergreift das Wort für Gott. Und das macht ihn zum Außenseiter, so beschreibt er es jedenfalls: „Alle warten darauf, dass ich stürze.“ Es ist kein einfacher Auftrag, weil das Wort Gottes herausfordernd ist. Wir bieten kein bequemes „Sofa“ an. Als Christen sprechen wir von einem Weg, auf den wir gerufen sind. Es ist ein beständiges Neuaufbrechen, Neuanfangen, Umkehren zum Herrn hin. Doch wir wissen um die Schönheit des Ziels. Wir wissen, dass es alle Mühe wert ist. Und wir wissen, dass wir nie allein sind auf diesem Weg: Jesus geht mit allen, die sich auf seinen Weg einlassen. „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen“, lautet sein Versprechen.

Freilich werden wir einwenden: Was kann ich schon tun? Meine Möglichkeiten sind beschränkt. Das stimmt wohl. Und viele Umstände und Voraussetzungen können wir gar nicht beeinflussen. Das dürfen wir nüchtern sehen. Viele Veränderungen, die die Kirche treffen, betreffen ja ebenso Vereine und gesellschaftliche Gruppen… So einfach lässt sich das auch nicht ändern, welche Missionsmethode auch immer wir wählen, ob modern oder traditionell.

Zuerst sollten wir ehrlich hinschauen. Dann sehen wir: Wir sind als Christen in unserem Teil der Welt eine Minderheit geworden. Aber unser persönlicher Auftrag ist auch nicht, die große, weite Welt zu verändern. Unser Auftrag fängt zuallererst bei mir selbst an. Die Evangelisierung beginnt immer bei mir selbst. Dass ich erkenne, was meine „Baustelle“ ist, die mir aus den Worten Jesu zuwächst, damit fängt es an.

Und der Herr denkt nicht zuerst an das, was wir waren, an das, was wir getan oder unterlassen haben. Er schaut auf all das, was wir tun könnten mit seiner Hilfe. Er schaut, auf die Liebe, die wir geben könnten, auf die Hoffnung, die wir teilen könnten, wo wir sein Evangelium ergreifen. Unser Auftrag ist es, jeden Tag in Treue aus dem Evangelium zu leben. Diese Aufgabe scheint mir, liegt noch vor uns. Aber keine Angst, sie hat immer Zukunft. Amen.

25.06.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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