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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kiliani-Sonntag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „fest miteinander vereint ließen sie alles zurück und brachen auf“, heißt es in der passio Kiliani minor (Nr. 2), also in einer Lebensbeschreibung des heiligen Kilian und seiner Gefährten. An diesem Sonntag feiern wir die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan in unserem Bistum Würzburg, weil sie uns das Licht des Evangeliums und die Freude des Glaubens gebracht haben.

Unserer früherer Bischof Paul-Werner Scheele schätzte diesen Satz über die Frankenheiligen: „Fest miteinander vereint brachen sie auf“. Als Theologiestudenten haben wir uns – zugegeben – manchmal etwas amüsiert, dass der Bischof diesen Satz so häufig zitierte, wenn wir in der Kiliani-Wallfahrtswoche im Dom ministriert haben. Doch inzwischen würde ich sagen: Das ist tatsächlich wichtig, dass Menschen zusammenhalten. Die Einheit in der Kirche ist wichtig, wenn wir andere für die Botschaft Jesu gewinnen wollen. Man sieht das ja an vielen Aufgaben in der Welt: Mit vereinten Kräften gelingt es besser. Denken wir nur an den Fußball, der angesichts der EM viele Menschen bewegt. Nur eine Mannschaft kann gewinnen, einzelne „Top-Stars“ reichen dafür nicht aus.

Freilich stellt sich nun die Frage, wie gelingt das, „fest miteinander vereint“ zu sein. Die Einheit soll nicht bloße Behauptung sein, „Mannschaft“ nicht nur ein Name sein. Ich denke, es liegt auf der Hand, dass es dafür an Gemeinsamkeit braucht. Wir sehen es an Jesus. Er sammelt Menschen um sich. Wir haben eben den Beginn der Bergpredigt gehört: Menschen sammeln sich um Jesus, um ihm zuzuhören. Und an vielen Stellen im Evangelium sehen wir, wie Jesus Jünger beruft und sie gemeinsam aussendet.

Jesus sammelt Menschen unterschiedlicher Herkunft zu seiner Kirche. Damit bei aller Verschiedenheit die Gemeinschaft hält, braucht es den gemeinsamen Glauben. Kilian und seine Gefährten kommen nicht mit irgendeiner Idee aus Irland. Ihr Glaube gründet im Evangelium, das den Auftrag enthält, den sie in die Tat umsetzen: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Der Glaube, der uns zur Gemeinschaft verbindet, ist kein Buffet. Er ist uns anvertraut. Er ist uns überliefert. Wir brauchen ihn nicht neu zu erfinden. „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“, so hörten wir in der Zweiten Lesung aus dem Hebräerbrief. Christus zu verkünden, war Kilians Auftrag und ist unser Auftrag. Wir haben keine andere und keine bessere Botschaft als der heilige Kilian. Wir verkündigen Christus als den Sohn Gottes, als den Heiland, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Den gemeinsamen Glauben gibt es aber nur in der gemeinsamen Kirche. Der Glauben, den uns die Frankenapostel gebracht haben, ist nicht unverbindlich. Der christliche Glaube ist eine Bindung an Christus, eine Bindung mit Leib und Leben. Daran erinnerte die Erste Lesung aus dem Weisheitsbuch. Auch die rote Farbe zeigt uns, dass der heilige Kilian ein Märtyrer ist. Er hat sein Leben dafür gegeben, dass er sich nicht von Christus und seiner Botschaft hat abbringen lassen.

Ohne die Kirche wird der Glaube zu einer individualistischen Weltanschauung. Täuschen wir uns nicht darüber. Erst die Gemeinschaft der Kirche öffnet unseren Horizont. Sie erinnert uns auch an die unbequemen und herausfordernden Worte Jesu. Nicht jeder für sich kann den Glauben definieren. Wir glauben mit der Kirche seit den Zeiten der Apostel, wir glauben mit der katholischen Kirche auf dem ganzen Erdenrund. Das ist Herausforderung und Geschenk zugleich. Man kann nicht einfach „seine eigene Suppe“ kochen. Aber man darf sich auch vom Glauben anderer immer wieder beschenken lassen.

So wie in einer Familie. Ja, wir sind in die „Familie Gottes“ hineingetauft. Und wie der heilige Kilian dürfen auch wir für diese Familie Gottes werben, andere einladen mit uns zu glauben. Brechen wir immer wieder auf, auf Jesus zu, auf den anderen zu, damit wir „fest miteinander vereint“ bleiben in der Kirche. Amen.

04.07.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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