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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 15. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, ganz wesentlich für die Botschaft Jesu ist die Sendung und Beauftragung seiner Jünger. Das Wort „Apostel“, das wir in diesem Zusammenhang häufig gebrauchen, heißt ja so viel wie „Gesandter“. Und das lohnt sich zunächst einmal festzuhalten: Jesus sucht konkrete Menschen, die er einlädt mit ihm zu sein, von ihm zu lernen. Im Hören und Schauen auf Jesus lernen sie von ihm. Und er nimmt sie als seine Mitarbeiter. Das ist eine wertvolle Botschaft an uns. Der Gottessohn vollbringt sein Werk nicht über die Köpfe hinweg, nicht durch Magie oder spektakuläre Zeichen, sondern durch Menschen, die er als seine Mitarbeiter sucht und beruft.

Natürlich weiß Jesus auch um die Schwächen und Grenzen seiner Jünger. An verschiedenen Stellen im Evangelium werden auch sie benannt. Aber das hindert ihn nicht, sie zu beauftragen, ihnen sogar Anteil an seiner Vollmacht zu geben. Im heutigen Evangelium wird das in Bezug auf die „unreinen Geister“ gesagt, welche die Jünger mit der Vollmacht Jesu austreiben sollen. Wir dürfen es aber auch in einem umfassenderen Sinn verstehen, dass die Jünger nämlich in die Sendung Jesu hineingenommen sind, der ja gekommen ist, die Menschen in die Freiheit der Kinder Gottes zu führen. Jesus ist der Heiland, der die Menschen befreien will von der Angst, das Leben zu verpassen, der befreien will von den zahlreichen Abhängigkeiten von materiellen Dingen oder von Ideologien, in die man schneller geraten kann als einem lieb ist. Diesen „Befreiungsdienst“ dürfen die Jünger in Jesu Namen ausüben.

Und so wie Jesus das nicht in erster Linie durch spektakuläre Zeichen tat, gilt es auch für die Jünger. Sie sollen Jesu Wort in Treue verkünden, sie sollen die Menschen in Berührung mit Gott bringen. Wir hörten im Evangelium von der Salbung mit Öl und dem Gebet für die Kranken. Und diese Zuwendung Gottes macht den Menschen heil und frei.

Boten dieser Zuwendung sind konkrete Menschen. Das sind zum einen alle Menschen, die sich selbst von Gottes Wort ergreifen lassen. Alle Menschen, die auf Jesus hören, alle Christgläubigen können Mitarbeiter Jesu sein, wo sie andere mit dem Heiland in Berührung bringen – durch Wort und Tat. Darüber hinaus gibt es auch weitere Formen der Nachfolge, wenn etwa Frauen und Männer in Ordensgemeinschaften Orte aufbauen, an denen die heilsame Nähe Jesu erfahrbar wird. Und Jesus stiftet ebenso den priesterlichen Dienst, der besonders durch die Sakramente die Berührung Gottes konkret werden lassen soll.

Offen spricht Jesus dabei an, dass diese Sendung und Beauftragung auch Widerspruch einbringt. Nicht überall wird man euch aufnehmen, sagt er seinen Jüngern voraus. Darin gleichen sie den alttestamentlichen Propheten wie Amos, von dem wir in der Ersten Lesung hörten. Er erinnert die Mächtigen seiner Zeit an Gottes Wort und Weisung. Damit stößt er nicht nur auf taube Ohren, sondern auf deutlichen Widerspruch. Man will ihn aus dem Macht- und Kultzentrum Bet-El vertreiben. Doch Amos lässt sich nicht entmutigen und nicht abbringen. Er sagt: Ich bin ja gar kein Fachmann, kein Theologe, Priester oder Funktionär, „ich bin ein Viehhirte“. „Aber der HERR hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel!“

Dieses Wort gilt auch uns. Wir können und brauchen nicht allein auf eigenes Ansehen, Können oder Vermögen zu setzen. Unser Auftrag kommt aus dem Mit-Sein mit dem Herrn, denn wir haben keine andere oder bessere Botschaft als die Botschaft Jesu. Er ruft uns als seine Mitarbeiter, damit sein Wort und seine Gegenwart – auch durch uns – Menschen aufrichtet und befreit. Amen.

11.07.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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