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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Dreifaltigkeitssonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wenn wir über die Zerrissenheit unserer Welt nachdenken, wenn wir von Kriegen und Konflikten hören, dann ist das Thema Einheit hochaktuell. In den Tagen vor Pfingsten haben wir bereits darüber nachgedacht. Und bevor es nun in den kirchlichen Alltag, den „Jahreskreis“, geht, lädt der heutige Dreifaltigkeitssonntag noch einmal ein, über die Einheit nachzudenken.

„Gott ist dreifaltig einer“, singen wir in einem bekannten Bekenntnislied. Dieser kurze Satz ist von großem Gewicht, denn er benennt das entscheidend oder unterscheidend Christliche unseres Glaubens. Von der Vielzahl antiker und moderner Vorstellungen von Göttern oder „höheren Mächten“ unterscheidet sich unser Glaube durch das Bekenntnis, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Dieser Gott ist der „Architekt“ unserer Welt wie auch des gesamten Weltalls, so stellte ihn die Erste Lesung vor. Das Weisheitsbuch bewundert und besingt die schöpferische Macht Gottes, der in Weisheit und Liebe alles so geordnet hat, dass Leben sich entfalten kann.

Diesen Glauben teilen wir mit Juden, denen das Alte Testament ja ebenso wie uns Heilige Schrift ist. Möglicherweise können auch Muslime diesen Gedanken mitgehen, dass es nur einen Gott gibt, der alles erschaffen hat.

Aber bereits die Weisheitslesung und mehr noch die Worte Jesu im Evangelium fordern heraus, noch einen weiteren Schritt zu wagen. Die Einzigkeit Gottes ist keine Einsamkeit. Gott ist die Liebe, und es ist seine Freude, bei den Menschen zu wohnen. Gott ist in seinem innersten Wesen ein Miteinander, eine „Mit-teilung“. Er ist Vater, der alles erschaffen hat; er ist Sohn, der Botschaft, ja das Wort an uns Menschen ist; er ist Heiliger Geist, der verbindet, beisteht und tröstet. Ein Gott ist er in drei Personen, dreifaltig einer.

Wir können uns diesem Geheimnis theologisch annähern und es in Bildern umschreiben. Am Ende geht es um einen Akt des Vertrauens. Wie stellen wir uns gelungene Einheit vor? Ist die höchste Einheit die, in der einer allein sagt, wo es lang geht und alle zu folgen haben? Das ist ein verbreitetes Modell in unserer Welt. Oder ist die höhere Einheit die trinitarische Einheit, also eine Einheit, die nicht Einsamkeit, sondern Gemeinschaft, ja Liebe ist. Es geht um eine Einheit, die weiß und vertraut, dass Leben nur im Voneinander und Miteinander möglich ist. So wie Gott in seinem Wesen ist, so wollte er es mit uns teilen. Darum hat es sich gezeigt in seinem fleischgewordenen Wort Jesus Christus, darum hat er seine Liebe ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.

Der heilige Paulus schreibt, dass wir auf diesem Weg Frieden finden. Der christliche Glaube fordert uns heraus: Wir können uns nie abfinden mit Zerrissenheit und Spaltung, denn wir kennen durch Jesus den Weg zur Einheit in Gott, denn wir sind angetrieben von seinem Geist der Liebe. Wir treiben aber nicht die Machtmodelle dieser Welt voran, die uns „große Führer“ vorstellen, die meinen allein alles zu wissen und zu können. Wir vertrauen, dass das Leben nur im Miteinander und Voneinander gelingt.

Früher war der Dreifaltigkeitssonntag eine Bekenntnistag. Vielleicht ging es um den Wunsch, dass wir durch unser Glaubensbekenntnis zu dem dreieinen Gott selbst immer Einheit und Gemeinschaft verwirklichen in seiner Kirche. Ein bleibend aktueller Auftrag wäre das allemal. Amen.

15.06.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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