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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „sie haben ihr Ziel erreicht.“ Diese Ansage kennen manche vom Navigationssystem ihres Fahrzeugs oder Handys. Wie selbstverständlich verlassen wir uns oft auf die Anweisungen dieser Programme und folgen ihnen. Wir gehen ja davon aus, dass sie den richtigen Weg kennen, damit wir zu dem Ziel kommen, das wir anvisiert haben.

Das heutige Fest „Epiphanie“ – „Erscheinung des Herrn“, noch bekannter als Dreikönigstag, stellt einen Text aus dem Matthäusevangelium in den Mittelpunkt. Von den vier Evangelisten erzählen uns nur Lukas und Matthäus von der Geburt Jesu. Lukas, dessen Worte wir in der Heiligen Nacht hörten, schaut dabei mehr auf die Einheimischen. Er spricht von den Menschen in Betlehem, die die Ankunft des Messias verschlafen, und er freut sich mit den Hirten, die von der Geburt des göttlichen Kindes erfahren, das sie dann tatsächlich in einer Krippe finden. Matthäus schaut interessanterweise auf die Fremden. Er weitet den Blick auf Menschen aus fernen Ländern, „Weise aus dem Osten“ nennt er sie. Sie erinnern an den weltgeschichtlichen Rang dieses Ereignisses. Sie erinnern daran, wie es ja auch die Sternsinger in ihrer Buntheit zeigen, dass alle Menschen eingeladen sind zur Krippe zu kommen.

Aber schauen wir noch einmal auf diese Weisen aus dem Morgenland, die wir oft als Könige bezeichnen. Was unterscheidet sie von den vielen Menschen in ihren Heimatländern? Das Evangelium spricht von einem besonderen Stern, den sie sahen und dem sie folgten. Die Sterne waren für die Menschen der damaligen Zeit ihr Navigationssystem. Karawanen in der Wüste und Seefahrer auf dem Meer orientierten sich an ihnen, um zu wissen, ob sie auf dem rechten Weg sind.

Heute sind viele Menschen müde geworden. Man kann sie mit kaum etwas überraschen oder dazu bewegen, sich auf den Weg zu machen. Das gilt für viele Bereiche unseres Gemeinwesens, das gilt auch für das Glaubensleben.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? So wird vielleicht jetzt mancher fragen. Ich würde die These aufstellen: Jeder Mensch verfügt über ein inneres Navigationssystem, ein „Navigationssystems des Herzens“, das wir Seele nennen. Und dieses innere Navigationssystem will uns auf den rechten Weg leiten. Es erinnert uns an unsere große Berufung als Menschen, dass wir den Schöpfer erkennen. Er erinnert uns daran, dass wir das Größere suchen und uns nicht nur mit dem Greifbaren und Zählbaren zufrieden geben.

Freilich braucht es den Mut, diesem Navigationssystem zu folgen. Diesen Mut nennen wir Glauben. Aber ohne diesen Mut kann man das Ziel nicht erreichen. Ganz so wie es bei einer Fahrt oder Tour ist. Vor dem Abbruch habe ich das Ziel noch nicht gesehen. Erst nach der Mühe des Weges gelange ich dorthin.

So ist es auch mit dem Glauben. Wir haben gehört von diesem Ziel und seiner Schönheit: Es hallt wider in der Schönheit der Schöpfung. Es klingt in den Worten der Heiligen Schrift. Und die Weisen aus dem Morgenland, die Jünger Jesu, die vielen Heiligen in der Kirchengeschichte, sie sind sozusagen unsere Reiseführer, die uns hinweisen wollen auf dieses einmalige Reiseziel, das wir Gott, das wir „Himmel“ nennen.

Als sie den Stern, das Kind und seine Mutter sahen, als sie das Ziel erreicht hatten, „wurden sie von sehr großer Freude erfüllt“, heißt es über die Weisen. Die Mühen des Weges waren vergessen. Der Mut, den vielleicht ihre Nachbarn belächelt hatten, wurde belohnt. Hören auch wir auf dieses Navigationssystem des Herzens, wagen wir es zu glauben, machen wir uns auf den Weg. Amen.

06.01.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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