Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, der Glaube macht das Herz weit. Er macht das Leben schön. Natürlich gibt es auch Verzerrungen oder Entstellungen des Glaubens. Aber wir selbst haben hoffentlich schon die Erfahrung gemacht, wie wir durch ein Wort des Glaubens gestärkt worden sind oder dass wir in einer schweren Stunde gestärkt wurden durch die Erfahrung der Nähe Gottes.
Ganz so erzählt es uns die Lesung aus dem Alten Testament. Niedergeschlagen ist das Volk Israel. Die Stadt liegt in Trümmern. Wie soll es weitergehen? Gibt es überhaupt Zukunft? Da hält der Priester Esra eine ergreifende Predigt. Und hier geht es nicht um rhetorische Tricks oder emotionale Beeinflussung. Esra spricht Gottes Wort aus. Und dieses Wort baut die Menschen auf. „Die Freude am Herrn ist eure Kraft“, das wird nicht nur gesagt, das erfahren die Menschen.
Papst Franziskus hat diesen Sonntag zum „Sonntag des Wortes Gottes“ erklärt. Er erinnert uns damit daran, worum es in der Kirche geht und gehen muss. Es geht nicht um private Vorlieben oder um eigene Ideen. Es geht um Gott, um seine Botschaft, um seine Gegenwart. Der frühere Papst Benedikt hat es einmal so auf den Punkt gebracht: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“
Es gibt sicher viele schöne Geschichten und gute Worte, aber sie sind – wie alles in der Welt – vergänglich. Gott ist größer. Er ist ewig. Und genau das bekennen wir, wenn wir seinem Wort den Vorrang vor unseren Worten und Erzählungen geben, wenn wir die Feier seiner Gegenwart in der Sonntagsmesse für unersetzbar halten.
Ja, die Freude an ihm ist unsere Kraft. Genau das erleben die Menschen auch in der Heimat Jesu, in Nazaret. Jesus liest in der Synagoge aus der Heiligen Schrift vor. Der Absatz, den er liest, erzählt von der Rettung, die Gott schenkt. Ein Gnadenjahr, eine Zeit der Heilung soll für die Menschen anbrechen, wenn sie Gott erkennen und auf ihn vertrauen. Und Jesus geht noch einen Schritt weiter. Er erzählt nicht nur von dieser Nachricht. Er verkörpert sie. „Das Wort ist Fleisch geworden.“ So haben wir es an Weihnachten wieder gehört. Der Evangelist Lukas, von dem wir in diesem Jahr besonders hören, drückt es so aus: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.“
Durch Jesus wissen wir, dass Gott uns sieht, dass Gott mich kennt, dass er mich in den Blick nimmt, ja, dass er mich heilend berühren will. Darum ist es so schön, dass wir in der Heiligen Messe das Wort des Herrn hören, wenn aus der Schrift vorgelesen wird, und dem Herrn auch leibhaft begegnen im Sakrament, wenn wir die heilige Kommunion empfangen. Das Wort wird Fleisch. Hier berührt uns der Herr und will unsere Freude sein.
Der Apostel Paulus ergänzt in der Zweiten Lesung diesen Gedankengang. Das, was uns geschenkt wird, muss uns wandeln und prägen. Wir empfangen den Leib Christi, damit wir selbst sein Leib werden.
Die Kirche ist der sichtbare Leib Christi in der Welt. Sie soll seine Stimme sein. Sie soll Christus sichtbar und berührbar machen für die Menschen. Das geschieht durch konkrete Menschen, durch meine guten Werke. Der heilige Paulus zählt unterschiedliche Talente und Charismen auf. Wenn sie zusammenwirken und eingebracht werden, dann wächst der Leib Christi. Dabei ist nicht der eine wichtiger als der andere. Jeder wird gebraucht an seinem je eigenen Platz. Nur im Miteinander gelingt es. Deshalb ist die Einheit unter den Gläubigen unser aller Auftrag. Wir sind kein Verein, keine Interessenvereinigung, wir sind Gottes Volk. Wir sind seine Kirche. Das merkt man da daran, ob wir seinem Wort glauben, auf es hören und ihm folgen, ob wir Freude am Herrn haben. Amen.
26.01.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler