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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest der Geburt Johannes des Täufers

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wer ist dieser Johannes, dessen Geburtsfest wir heute feiern? Er ist seit alters her der Patron unserer Kirche in Stadtlauringen. Er ist ein Prophet. Er ist ein Verwandter Jesu. All diese Antworten sind zutreffend. Die Lesung aus der Apostelgeschichte überliefert uns die Antwort, die Johannes selbst auf die Frage gab: „Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet.“

Sicherlich geht es hier nicht um ein psychologisches Identitätsproblem. Es geht vielmehr um die Spannung von äußerem Eindruck und innerem Sein. Schon bei seiner Geburt, wir hörten es im Evangelium, staunen Menschen. Und sie fragen: „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ Es gibt zahlreiche Bibelwissenschaftler, die sagen, dass zu Lebzeiten Jesu Johannes eine größere Bekanntheit in Israel hatte, eine zahlenmäßig größere Jüngerschaft… Nun kann ich diese These nicht wissenschaftlich beurteilen. Aber nehmen wir einmal an, dass es so gewesen sei. Umso mehr wird daran die eigentliche Größe des Johannes deutlich. „Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet.“ Ja, Johannes ist eine große Gestalt in der Bibel. Jesus selbst sagt über ihn, dass es keinen größeren von einer Frau geborenen Menschen gegeben habe. Doch seine Größe besteht darin, sich zurückzunehmen und auf einen anderen zu zeigen.

Mit Schülern habe ich am Donnerstag unsere Kirche besucht. Und wir haben die verschiedenen Bilder unseres Kirchenpatrons betrachtet. Das große Relief im Eingangsbereich, geschaffen von Josef Felkl, zeigt Johannes. Er zeigt nach oben. Ja, er ist groß, das zeigt allein die Dimension seiner Darstellung. Doch er zeigt über sich hinaus, auf Gott.

Natürlich passt das nicht so ganz zu den Vorstellungen eines „Stars“. Auch nicht zu den Ratschlägen unserer Zeit, die sagt: „Es geht um Dich. Schau, dass Du nicht zu kurz kommst…“ Und solche menschliche Erwartungen werden bei seiner Geburt auch an Johannes herangetragen. Der Name des Vaters Zacharias steht ja für die Abstammung, für die Erwartungen, wie sein Weg gehen soll. Diese Erwartungen wollen die Menschen durchsetzen. Doch sein Vater schreibt schlicht auf das Schreibtäfelchen: „Sein Name ist Johannes“. Und das ist nicht nur der Name, den der Engel nannte. Das ist ein Programm. „Johannes“ heißt: „Gott ist gnädig“. Auch der Name stellt Gott in den Mittelpunkt. Er ist Verkündigung.

Dieser Auftrag ist Johannes nicht einfach zugefallen. Er musste ihm wachsen und reifen. Der heilige Lukas hielt fest, dass Johannes sich in der Wüste aufhielt, „bis zu dem Tag, an dem er seinen Auftrag für Israel erhielt“. Gottes Pläne sind nicht immer unsere Pläne. Manchmal sind sie auch eine Last, eine Herausforderung, eine Provokation. Doch sie sind immer gut für uns; sie sind „der Weg“, der beste Weg.

Hier ist der heilige Johannes Vorbild für uns. Für Dienst der Glaubensverkündigung, also Dienst der Kirche, der Priester wie der Eltern. Manchmal erscheint uns das mühsam oder vergebens. Sollen wir nicht anderes in den Mittelpunkt stellen, soll er nicht anders „heißen“…? Unser Auftrag ist derselbe, den Johannes erhielt. Johannes fand seine Größe darin, dass er sich in den Dienst nehmen ließ. Das gilt auch für uns, wo wir uns in den Dienst stellen: in den Dienst Jesu, in den Dienst anderer: im Ehrenamt, im Pflegedienst, im Eheleben…

Lohnt sich das alles? Selbst der Prophet Jesaja zweifelt offenbar: „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan“, hieß es in der Ersten Lesung. Auch wir kennen diese Anfechtungen. Doch wir lesen die Worte der Schrift und das Leben der Heiligen, weil wir daran die Treue Gottes ablesen können. „Mein Lohn liegt bei meinem Gott“, bekennt Jesaja. Im treuen Dienst wird er zum „Licht der Nationen“. Durch die Propheten, durch Johannes und unzählige Heilige kam Gottes Heil zu den Menschen. Und so ist es auch heute: Durch Menschen, die sich in Dienst nehmen lassen, gelangt Gottes Heil „bis an das Ende der Erde“. Auch wir sind gerufen! Amen.

24.06.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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