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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Christi Himmelfahrt B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, große Entfernungen zu überbrücken, scheint uns heute kein Problem zu sein. Wir sind mobiler als Generationen vor uns. Mit Fahrzeugen und Flugzeugen können auch weite Strecken schnell zurückgelegt werden. Mit digitalen Medien stehen Menschen an unterschiedlichen Orten miteinander in Kontakt…

Sowohl die Erste Lesung aus der Apostelgeschichte als auch das Markusevangelium berichten heute vom Abschied Jesu. Sie sprechen über seine Himmelfahrt, der der heutige Feiertag geweiht ist. Menschlich gesehen ist das eine unüberbrückbare Distanz. Kein Wunder, dass die Jünger Jesus zum Himmel hin nachschauen. Das, was sie gewohnt waren, das, was ihnen kostbar ist, nämlich die Nähe Jesu ist ihnen genommen. Sie können ihn nicht mehr mit den Augen sehen oder mit ihren Händen berühren. Ja, selbst die eingangs aufgezählten, technischen Mittel unserer Zeit helfen da nicht weiter.

Umso wichtiger ist der Auftrag den die Engel den Jüngern geben: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel?“ Unser christlicher Auftrag ist nicht der Blick zurück, nicht die Sehnsucht nach dem Vergangenen, sondern der Weg durch das Heute – in der festen Zuversicht: „Der Herr wird wiederkommen“!

Die Kirche und der Glaube erscheinen vielen als etwas Altmodisches, etwas von gestern. Aber das Gegenteil ist wahr. Wer an Christus glaubt, für den kommt das Größte erst noch. Wo Gott ist, da ist Zukunft! Das ist wichtig zu bedenken, gerade weil die Christenheit in unserem Land oft müde und kleingläubig geworden ist. Wir beschäftigen uns damit, wer was vor Jahrzehnten falsch oder richtig gemacht hat… Wir verwenden Zeit und Kraft darauf, wie man die Gebäude und Strukturen vergangener Jahrhunderte erhalten kann… Dabei ist der Auftrag Jesu klar und eindeutig: „Geht hinaus in die ganz Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“

Mit diesem Auftrag sind wir ausreichend beschäftigt. Alle in der Kirche: Unsere Bischöfe, wir, Priester, und die Gläubigen, wir alle haben genug zu tun, wenn wir in Treue unseren Dienst tun und vom Evangelium sprechen. Wir können nicht alle Fragen dieser Zeit oder gar der Vergangenheit lösen. Das müssen wir auch nicht. Manches dürfen wir als Glaubende tatsächlich dem Erlöser überlassen. Und das ist keine billige Ausrede. Freilich müssen wir das Unsere tun für ein gerechtes und respektvolles Miteinander. Aber vieles vermögen wir nicht zu lösen, weil wir eben Menschen sind mit begrenzten Möglichkeiten. Umso mehr ist es unser Auftrag auf den Erlöser hinzuweisen. Wer ihm glaubt, der wird gerettet, haben wir eben im Evangelium gehört. Wer zu ihm kommt, der findet Heilung und Anerkennung, der wird aufgerichtet. Auf den Herrn hinzuweisen, das ist unser Auftrag.

Unser Dienst ist das „Kommunikationsmittel“, das Jesus gewählt hat, damit Menschen mit ihm in Verbindung bleiben können. Kein digitales Medium, kein technisches Instrument, keine Zauberformel, sondern Menschen aus Fleisch und Blut hat Jesus zu seinen Jüngern erwählt, damit sein Wort weiter erklingt in der Welt, damit Menschen weiter von seiner Botschaft hören. Natürlich sind diese Vermittler „zerbrechliche Gefäße“, wir, seine Diener, sind schwache Menschen, umso mehr gilt es den uns aufgetragenen Dienst zu tun, dass wir von Jesus sprechen, dass wir von seinem Evangelium künden, dass wir selbst uns wieder immer auf den Weg zu ihm machen.

Das heutige Fest Christi Himmelfahrt schlägt die Brücke zwischen dieser und der kommenden Welt, zwischen Himmel und Erde. Denn Jesus hat sein Menschsein in den Himmel mitgenommen. So haben unsere Anliegen, unsere Wunden und Unerlöstheiten einen Platz im Herzen Gottes, wo sie allein Heilung, Trost und Erlösung finden. Amen.

13.05.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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