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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fronleichnamsfest C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie viele Anliegen werden wohl an Jesus herangetragen worden sein? Die Evangelisten fassen das oft zusammen, wie es Lukas heute tut: Jesus redete „zum Volk vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften“. Worte, die Orientierung und Halt geben, Nahrung für die Seele also, und Heilung für verschiedene Wunden und Krankheiten, sind unsere Anliegen andere – heute 2000 Jahre später?

Ich würde sagen, wir haben dieselben Anliegen, die unser Beten und Sehnen prägen. Wir warten auf ein Wort des Trostes; wir bitten um Klarheit und Orientierung darüber, was wichtig und richtig ist; wir bringen unsere Gebrechen und Krankheiten zum Herrn. Wie sollte es anders sein? Schon Abram erbittet Segen vom Priester Melchisedek. Um was sollten auch wir bitten, wenn nicht um Segen und Heil?

Gleich bei unserer Fronleichnamsprozession werden Bitten ausgesprochen. Wir beten um den Segen Gottes für alle, die hier wohnen, zu denen wir den Herrn in der Monstranz tragen. Das ist berechtigt und gut. Und doch nimmt das Evangelium eine interessante Wendung. Hat das nicht genügt, eine tiefgehende Predigt und geheilte Kranke? Die Jünger möchten die Leute nun nach Hause schicken. Das ist durchaus verständlich. Doch Jesus will ein Zeichen wirken, das noch tiefer sein Lebensgeheimnis verdeutlicht. Er nimmt die fünf Brote, also alles, was die Jünger haben; er spricht den Lobpreis und teilt das Brot. Und alle werden satt.

Wir müssen beides bedenken, nicht nur die Segensmacht Jesu, sondern ebenso die Tatsache, dass die Jünger alles geben. „Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische“, sagen sie. Und hier kann man bereits etwas ahnen von dem Geheimnis der heiligen Eucharistie, um das es heute geht. Jesus gibt nicht etwas, er gibt sich selbst. Der heilige Paulus berichtete uns in der Zweiten Lesung vom Letzten Abendmahl. Jesus nimmt das Brot und legt in dieses Brot eine neue Bedeutung hinein: „Das ist mein Leib“. Das heißt ja nicht weniger als, das bin ich selbst. Darum betont der Apostel, sooft wir von diesem eucharistischen Brot essen, „verkünden wir den Tod des Herrn“. Wir bekennen damit, dass wir von seiner Hingabe leben. Wir leben, weil er sein Leben verschenkt hat am Kreuz – für uns.

Der Dankbarkeit für dieses Lebensgeschenk ist der ganze Feiertag heute gewidmet. Die feierliche Prozession bekennt: Die Hingabe Jesu, sein Opfer am Kreuz gibt dem Brot eine neue Bedeutung. Es wird gewandelt. Es ist der Herr selbst, es ist seine Hingabe, von der wir zehren und leben.

Gleichzeitig ruft der Herr auch uns zu: „Gebt ihr ihnen zu essen“. Es geht nicht nur darum Jesus nahe zu sein, so kostbar das allein schon wäre. Dann wäre es ausreichend, sein Wort vorzulesen und zu ihm zu beten. Wir feiern die Eucharistie und wir empfangen die heilige Kommunion, damit wir selbst Brot werden für die Schwestern und Brüder. Das Brot wird durch die Worte des Priesters wahrhaft gewandelt in den Leib Christi. Aber daraus folgt der entscheidende Schritt, die eigentliche Wirkung des Sakraments: Wir sollen gewandelt werden in den Leib Christi. Der Herr stärkt uns an Leib und Seele durch die Frucht seiner Hingabe, damit wir fähig und bereit werden, unsere Liebe zu verschenken, unser Leben zu geben, damit auch heute alle satt werden, die hungern an Leib und Seele, damit durch uns Menschen seine heilende Nähe erfahren. Amen.

19.06.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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