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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kirchweihsonntag

Ez 47,1-2.8-9.12; 1 Kor 3,9c-11.16-17; Joh 2,13-22

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, ein Gotteshaus im eigenen Ort zu haben, ist ein großes Geschenk. Wir nehmen es vielleicht manchmal für selbstverständlich, weil hier in Birnfeld / Wettringen seit Jahrhunderten eine Kirche steht. Weil hier – jedenfalls solange wir uns erinnern können – regelmäßig die Heilige Messe gefeiert wurde und wird sowie andere Andachten stattfanden und stattfinden. Wir verbinden diese Kirche auch mit wichtigen Glaubensdaten: mit der Taufe unserer Kinder oder mit der Seelenmesse für verstorbene Angehörige...

Aber sagen wir es ehrlich, so selbstverständlich ist all das nicht. Es braucht stets konkrete Menschen, die für dieses Gotteshaus sorgen, es reinigen, es mit Blumen schmücken, die Sakristei bereiten oder die Orgel spielen. Wir brauchen Priester, die sie Sakramente spenden. Und es bedarf der Menschen, die hier glauben und beten. Wenn wir diese Seite der Wirklichkeit ansehen, dann fällt uns auf, wie vieles davon nicht selbstverständlich ist.

In der vergangenen Woche war zu einem kurzen Besuch in Norwegen, auch um eine Pfarreifahrt im nächsten Jahr vorzubereiten. Ich konnte die St. Barbarakirche in Kongsberg besuchen, in der nun unser Kreuzweg aus dem Pilgerhof hängt. Die Kirche in diesem Land wächst und sie ist jung. Das Bistum Oslo hat doppelt so viele Priesterseminaristen wie unser Bistum, obwohl es nur ein Viertel der Katholiken hat. Und die Gastfreundschaft hat mich sehr beschenkt.

Ich möchte nicht einfach vergleichen. Es gibt hier wie dort Gutes und auch Herausforderungen. Aber mir ist erneut deutlich, was unverzichtbar ist, damit der Glaube und die Kirche lebendig bleiben.

Ein Erstes ist der klare Blick für die Quelle. Die Vision des Ezechiel, die wir in der Ersten Lesung hörten, vergleicht den Tempel Gottes mit einer fließenden Quelle, deren Wasser Leben spendet. Das soll unsere Kirche sein. Nicht endlose Debatten über Strukturen oder darüber, wer welches Amt hat... Sondern wir müssen von Gott sprechen und von der Kraft des Glaubens und der Sakramente. Und wir müssen die Freude des Evangeliums teilen. Wo wir weniger anbieten, versiegt die Quelle.

Ein Zweites ist die Gemeinschaft der Kirche. Der Apostel Paulus spricht vom Leib Christi. Er gründet Gemeinden in unterschiedlichen Ländern und Regionen. In der Kirche Christi sind sie eins. Was für ein Geschenk ist die weltweite Gemeinschaft der katholischen Kirche. Unser Heimatort ist wichtig, aber die katholische Kirche ist uns Heimat an jedem Ort, wenn die Messe nach der Ordnung der Kirche gefeiert wird, wenn wir fest in der Einheit mit dem Papst stehen. Ich habe das eben wieder erlebt. Ich war dort kein Fremder, obwohl ich eine andere Sprache spreche. Ich war bei Verwandten.

Freilich müssen wir darum auch ein Drittes sehen. Jesus reinigt im Evangelium den Tempel. Es gibt die Gefahr, dass wir den Glauben verlieren. Nicht aktiv, sondern dass er schlicht einschläft. Der Eifer für dein Haus verzehrt mich, heißt es in der Schrift. Es braucht meinen Einsatz, dass ich den Glauben fördere – den eigenen und den meiner Mitmenschen. Manchmal braucht es auch die Bereitschaft, Wege auf sich zu nehmen, weil uns die Quelle so wichtig ist. Das Konzil nannte die Heilige Messe „die Quelle und den Höhepunkt des kirchlichen Lebens“. Lassen wir uns nicht verwirren. Zukunft gibt es nur in der großen Gemeinschaft der Kirche, die die Welt und die Jahrhunderte umspannt, nicht in einer kleinkarierten Nationalkirche, die dem Zeitgeist huldigt.

Danken wir heute für das Geschenk der Kirche in unserem Ort. Danken wir für die Menschen, die sie erhalten und pflegen. Und erneuern wir unsere Bereitschaft, lebendige Glieder der Kirche zu sein, wie wir singen: Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad in seine Kirch berufen hat. Amen.

12.11.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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