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Predigt von Pfarrer Daigeler in der Osternacht C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Wasser ist Leben. Keine Pflanze, kein Tier, kein Mensch kann ohne Wasser überleben. Der Schöpfungsbericht, den wir nach dem Entzünden des Osterlichts in dieser Nachtwache hörten, erinnert daran. Das Wasser des Himmels, der Regen, wird neben dem Licht erwähnt. Land und Meer werden geschieden, damit Leben sich entfalten kann.

Freilich ist Wasser ebenso eine Naturgewalt. Wer hätte nicht die Bilder von den Flutkatastrophen des vergangenen Jahres in Erinnerung. So sehr es Leben ist, so sehr ist es auch eine nicht zu bändigende Gewalt. So erfahren es auch die Israeliten, als sie trockenen Fußes durch das Rote Meer in die Freiheit ziehen dürfen, doch ihre Verfolger im Wasser untergehen. Die dramatische Lesung aus dem Buch Exodus, die wir in jeder Osternacht hören, verstört uns zunächst. Doch sie erinnert an die Wirklichkeit der Sünde und des Todes in der Welt. Wer könnte übersehen, dass es auch in unseren Tagen in der großen Welt das Böse gibt, wenn wir an Krieg und Terror denken? Wer könnte leugnen, dass es das Böse aber auch in unserem Leben, in meinem Herzen gibt?

Das Böse, die Sünde beschmutzt den Menschen und seine Seele. Umso dringlicher spricht der Prophet Ezechiel die Einladung Gottes aus: „Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein“. Das Wasser, das Gott gibt, vermag zu unterscheiden, was unserer Welt oft schwer fällt. Gott unterscheidet zwischen der Sünde und dem Sünder. Sein Wasser vernichtet die Sünde und reinigt den Sünder. Sein Wasser rettet, weil er der Heiland und Erlöser ist.

Diese wunderbare Botschaft klingt in der Epistel an. Durch Glaube und Taufe sind wir frei geworden, sagt Paulus. Wie die Israeliten einst, so sind wir heute keine Sklaven mehr. Wir sind durch Christus befreit. Das ist das große Geschenk der Taufe, das wir uns gleich im Taufversprechen in Erinnerung rufen werden. Wenn wir ab heute wieder Weihwasser an den Kirchentüren haben, dürfen wir uns jedes Mal, wenn wir uns mit dem Wasser bekreuzigen, an dieses große Geschenk erinnern: Gott will mich frei machen vom Bösen, von der Sünde, vom Tod. In ihm ist Rettung, Barmherzigkeit und Leben zu finden.

Dafür ist Christus gestorben und auferstanden. Wir wollen manchmal wie die Frauen zurück zum Grab, zurück zum Alten, zu den alten Gewohnheiten. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“, fragen die Engel. Der christliche Glaube ist eine Botschaft des Neubeginns. Christus ist auferstanden! Das Leben hat den Tod besiegt. Mit Christus ist immer ein neuer Anfang möglich. Diese österliche Zuversicht darf uns erfüllen. Von dieser Freiheit und Freude dürfen wir wie die Frauen, die vom Grab kommen, Zeugnis geben. Ja, manche „halten das für Geschwätz“, selbst im Jüngerkreis, selbst in der Kirche. Doch wir wissen, dass es die Wahrheit ist – „die Wahrheit, die uns frei macht“. Denn der Herr ist wahrhaft aufstanden. Er hat uns erlöst und befreit. Amen.

16.04.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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